Ferngesteuert

Ziellos wandern sie umher,
wie Hühnchen ohne Köpfe,
die Bahn zu lenken fällt nicht schwer,
drückt man die rechten Knöpfe.
Blind steuern sie dem Futter zu,
wie Ratten in 'nem Labyrinth.
Maxime ändern sich im Nu,
wann immer man auf Rache sinnt.
Und oben sitzen sie, und halten Wetten:
Wer ist der Führer, wer liegt in Ketten?

Leicht lassen sich die Menschen lenken,
hör'n sie erstmal auf zu denken.

Selig hüpfen sie herum,
Wie Hasen in 'ner Kiste.
Sich zu erheben fehlt der Mumm,
Steh'n sie auf keiner Liste.
Treu folgen sie auch jedem Ton,
wie Hunde an der Leine.
Im Netz gefangen lange schon.
Doch Ahnung ha'm sie keine.
Und oben sitzen sie, und halten Wetten:
Wer ist der Führer, wer liegt in Ketten?

Leicht lassen sich die Menschen lenken,
hör'n sie erstmal auf zu denken.
Schalten wir das Fernseh'n an,
vierundzwanzig Stunden lang.

Sie suhlen sich im Sonnenschein,
wie Schweine in der Grube.
Wirf hin und wieder Köder ein,
schützen dir Heim und Stube.
Ahnungslos in Reih und Glied,
wie Kühe auf der Schlachtbank,
singen sie der Führer Lied,
und rennen in ihr'n Untergang!
Und oben sitzen sie, und halten Wetten:
Wer ist der Führer, wer liegt in Ketten?

Leicht lassen sich die Menschen lenken,
hör'n sie erstmal auf zu denken.
Schalten wir das Fernseh'n an,
vierundzwanzig Stunden lang.
Ob Norden, Süden, Westen, Osten:
Lasst uns des Pöbels Wut auskosten!
Mitzulaufen ist nicht schwer -
sich zu wehr'n dagegen sehr.

Ihr Blick wandert stur g'radeaus,
wie Pferde mit Scheuklappen.
Hält sie besser nur zuhaus',
lasst sie im Dunkeln tappen.
Zeigen sich ganz ungeniert,
wie Affen hinter Scheiben.
Es scheint egal, was auch passiert,
Stört sie nicht, so zu bleiben.
Und oben sitzen sie, und halten Wetten:
Wer ist der Führer, wer liegt in Ketten?

Der Obrigkeiten größter Lohn,
sind Menschen ohne Hirne.
Was unternehmen Sklaven schon,
ha'm sie nichts in der Birne?
Und oben sitzen sie, und schmieden Ketten:
auf ewig Führend, wer will drauf wetten?