Der gestreifte Augenblick

Vergegenwärtigung der Augenblicke -
das ist ein stetes Resümee,
worin der Mensch die Wahrheit spürt.
Sie wird in Ehrlichkeit gefunden.
Denn was da ist, hat seine Tücke!
Vom Scheitel bis hinab zum Zeh
empfindest du dich derb verführt
und bist ein Angelpunkt der Stunden!

Ausweglos, doch frei und ungehemmt,
erblicken wir den Tag als ein Gebiet,
das scheinbar grenzenlos voraus
sich dehnt, in eine Zukunft: ungewiss!
Und die Bewegung ist total gelähmt,
ganz wie im Traum, in dem man flieht
und doch nur endet in dem Graus -
im Abgrund, oder auch im Raubtierbiss!

Natürlich könnten wir auch böse lügen -
das tun wir nicht, weil wir nicht sehen,
nicht merken, was die Seele sich gedacht,
die in dir schläft, als sei sie ohne Kraft.
Sie rügt selten und sie ist verschwiegen,
denn sie weiß, du bist das Vergehen -
aus Staub und Wasser nur gemacht:
ein Körper also, der nicht viel erschafft.

Doch wo Gedanken blühen, da pass auf!
Dort kannst du was vom Dasein haben.
Die Welt ist sehr gefährlich; deine Stirn
ist nicht gebaut ihr Wesen zu begreifen!
Mysteriös ist in der Rückschau ihr Verlauf.
Betracht' mit Vorsicht deine Geistesgaben
und überschätze nicht dein armes Hirn.
Es hat nur Zeit den Augenblick zu streifen.

©Sur_real