Von der Urfreundschaft
Von der UrfreundschaftAm Anfang schied sich das Feuer und ward Zwei.
Da sagte das Eine, „Du, Du darfst diesmal gerne das Eine, das Individuum, das Andere sein. Du darfst Angst und Freude, Lust und Zerstörung, Hoffnung, Trauer, Wut und Zorn, aber auch Hochmut und Liebe erfahren. Du darfst Dich ausgeschlossen, leer, getrennt, kalt, hilflos und krank fühlen, und Du darfst Panik, Enge, Scham aber auch Heiterkeit erfahren. Ja, Du darfst all dies.“
Darauf sprach das Andere, „Du, Du darfst diesmal die Vielen sein. Du darfst mir Lehrer, Diktator, Freund, Kind, Mutter, Großvater, Guru, Schuldiger, Feind oder auch Mentor sein, und Du darfst mich küssen, ärgern, quälen, bedrohen, belächeln, erfreuen, locken, liebkosen, halten, fallen lassen und auch wieder auffangen, und Du darfst mich auf die Knie zwingen oder gar zu vernichten trachten. Du darfst mich in die Irre führen und ins Licht, Du darfst mich hassen und lieben, und dies alles in einem einzigen Augenblick. Ja, Du darfst all dies.“
Während sie dies sprachen, verglühte ein goldener Faden in der immer dünner werdenden Feuerbrücke, die begann, nun langsam zwischen ihnen zu schwinden. Was blieb, war ein silbernes Band, welches die beiden Herzen in ihrem Kern verband. Ein Band vom Wesen jener Magie, von der uns auch heute noch unsere Weisen erzählen, oder die sie uns, in besonderen Momenten, spüren lassen.
In solchen Momenten ist diese Stimme in meinem Herzen, die da flüstert, „Du, liebender Freund, Du bist nach was mein Herz allein sich sehnt.“
thru F_H 05/17