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Unten am Fluss

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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Unten am Fluss
Unten am Fluß
wo die Graureiher
In hohen Bäumen nisten

Unten am Fluß
dessen Ufer ein betörendes
Blütenmeer ist

Unten am Fluß
in dessen schlammigen Tiefen
die Welse schlafen

Unten am Fluß
der seine Geheimnisse
zu hüten weiß

Unten am Fluß
begrabe ich
alle Gedanken an dich


© Rhabia 05-2018
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Pure Lesefreude
Poetische Bilder, klarer horizontaler Aufbau, überraschende, weil in der emotionalen Wirkung auf den Leser (wenigstens auf mich) kontrastierende Pointe, die in ihrer schlichten Klarheit mit dem übrigen Text wieder harmoniert.

Mit wenigen Worten eine emotionale Botschaft in ihrer Tiefe von *wolke7* auf den Punkt am Grund gebracht und mit einem perfekten Reim wie ein Hammerschlag besiegelt, der sich anhört wie das Donnern eines zuschlagenden Sargdeckels.

Imho zum Einrahmen perfekt.

T*hutab*M
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
noch nicht

ich habe heute in meiner Schreibwerkstatt noch daran gearbeitet
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Unten am Fluß
wo die Graureiher
in hohen Bäumen nisten

Unten am Fluß
ein betörendes Blütenmeer
ist sein Ufer

Unten am Fluß
in seinen schlammigen Gründen
schlafen die Welse

Unten am Fluß
der seine Geheimnisse
zu hüten weiß

Unten am Fluss
vergrabe ich
alle Gedanken an dich
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Das Bild vom Blütenmeer ist viel stärker geworden!

Werden noch Ideen gewünscht?
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****ia Frau
22.263 Beiträge
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wenn Du welche hast, gerne
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Versuch
Gleich vorweg: das hier mache ich extrem selten, und es soll wirklich keine *klugscheisser*ei sein. Die Qualität des Textes gefällt mir schon jetzt so gut, dass ich es als geistessportliche Herausforderung anzunehmen, ihn durchgängig perfekt zu gestalten. Also bemühte ich mich um einen konstruktiven Hinweis, zum Fluss des Gedichts (das Leit- bzw. Hauptmotiv) und einen Versuch, wie der klare Aufbau des Textes, der auf die letzte Strophe hinarbeitet, noch konsequenter gestaltet werden könnte. So habe ich ich die ersten Strophen komplett im Singular gesetzt, und nur die letzte zur Verstärkung des Kontrastes im Plural belassen. Das geht natürlich auch umgekehrt - wie es gefällt.

Der "Fluss" (Metron) ist das Schwierigste, finde ich, und ich mag nur einen Hinweis geben, weil für seine Umsetzung der ganze Text komplett umgestaltet werden müsste, auch in der Wortwahl. Diese Aufgabe bin ich an dieser Stelle nicht angegangen, weil die Autorin ihren Text nicht mehr wiedererkennen würde *g*.

In der Naturbeschreibung mit den dominierenden, dunklen U's, die bis zum Grund geht, auf dem endlich Ruhe sein soll, und auch, weil der Fluss wie ein tragendes, tröstendes Element für eine schwere Erfahrung wirkt, entsteht in mir das Bild eines ruhigen, tiefen und etwas breiteren Flusses in ruhigem Tempo. Das ließe sich am besten durch ein gleichmäßig jambisches, oder ein trochäisches Metron ( https://de.wikipedia.org/wiki/Metron ), wenigstens für die beiden Zeilen unterhalb des Leitmotivs, realisieren. Auch andere, langsam fließende Metren sind denkbar.
Der dominante Chorjambus des Hauptmotivs „Unten am Fluss“ (-__-)“ gibt dem Fluss ein Tempo, das, bezogen auf die ganze Strophe, nach meinem Empfinden die sprachpoetisch gemalte Wirkung der Bilder (ich kann natürlich nur von der Wirkung auf mich sprechen) zwar kontrastiert, aber nicht, quasi als Gegengewicht, harmonisierend egalisiert. Die Wirkung des Textes steht und fällt andererseits mit dem Leitmotiv, und wegen der dunklen Vokale ist es imho im Gleichgewicht.

Um es mit den Wörtern des pedantischen Loriot zu sagen: bei ganz ganz ganz genauer Betrachtung „hängt das Bild schief“. Wie gesagt: bezogen auf die ganze Strophe.
Wer Loriots Sketch kennt, weiß ja, wie der Versuch ausging, es geradezurichten...*

Hier also (m)ein Versuch, der mich noch nicht überzeugt, aber inspirieren mag. Dabei habe ich in das Metron zunächst so eingegriffen, als ich es hier und da dem Metron des Hauptmotivs verähnlichte, ohne es wirklich übertragen zu können.


Unten am Fluss
wo der Reiher
im hohen Baum nistet

Unten am Fluss
ein blühendes Meer
ist sein Ufer

Unten am Fluss
auf schlammigem Grund
schläft der Wels

Unten am Fluss
der ein Geheimnis
zu hüten weiß

Unten am Fluss
vergrabe ich
alle Gedanken an dich


An einem weiteren Versuch wird gearbeitet, aber wohl erst am Wochenende.
Ein schönes wünscht Euch
T*my2cents*M



P.S.
1. Der JC lahmt seit Tagen. Vlt ja auch ich. Auf YouTube direkt klappts jedenfalls einwandfrei.
2. Für Dreckfuhler ist mein Sekretariat zuständig.
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
den Versuch finde ich sehr gelungen

unser Fluß hier ist halt nicht sehr gemächlich

er ist dunkel und stark

er beeinflusst auch mein Leben
denn ich muss immer mit Hochwasser rechnen
wenn im Winter die Sirenen läuten
renne ich nach Hause und räume den Keller aus

und der Fluß hat in diesem Text noch eine weitere Bedeutung
die Welse haben ihren Anteil daran
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Der Fluss und die Welse
und der Fluß hat in diesem Text noch eine weitere Bedeutung
die Welse haben ihren Anteil daran

Welse wird etwas mystisches, Unheimliches nachgesagt. Sehr große werden bis 3m lang und galten bei Bodenseefischern vergangener Zeiten lange als Seeungeheuer, das schon Fischern Gliedmaßen abgerissen oder sogar ganze Menschen gefressen haben soll.

Hört sich sehr angstbesetzt an - vor einer Macht, die stärker ist als wir, und der Fluss selbst ist ja nicht eben jederzeit eine Wellnessoase. Mensch kann ertrinken, fortgerissen werden usw...

Ist es das?

Um an einem Gedicht im Sinn des Autors gemeinsam mit ihm zu arbeiten, ist es vorteilhaft, alles zu verstehen, auch emotional...

meint
T*wink*M
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
jemand träumte immer davon, mit mir an meinem Fluss Waller angeln zu gehen.
es gibt dazu auch irgendwo eine Geschichte: "Die Kunst Waller zu angeln, oder die Sache mit der Liebe!
nachts am mit mir am Fluß zu sitzen
der Fluß war für uns irgendwie wichtig
ich weiß auch nicht, warum, bzw. ich möchte es nicht zu sehr erläutern


aber dieses Wissen muss für den Leser unerheblich sein
der Text muss auch ohne Hintergrundwissen funktionieren
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Die Kunst, Waller zu angeln, oder: Die Sache mit der Liebe
Just in dem Moment, als mir klar wurde, wie befreiend es ist, Single zu sein und meine Zeit mit mir selbst zu genießen, trat er in mein Leben.

Wobei…
Er trat nicht ein. Er marschierte auch nicht ein und platzte nicht hinein, wie irgendein tölpelhafter Trampel. Er schlich sich auch nicht durch die Hintertür, wie ein Dieb in der Nacht.

Er kam in mein Leben, mit einer fast tänzerischen Leichtigkeit. Dabei ist er ein ganz bodenständiger Mann, der aber das Träumen noch nicht ganz verlernt hat.

Seitdem reden wir fast jeden Tag stundelang miteinander.

Wir führen heiße Debatten über Sinn und Unsinn des deutschen Bildungssystems, kommen darüber auf Goethe zu sprechen, was natürlich unweigerlich zum faden Gretchen und folglich auch zum Thema Sex führt und mich bei Walther von der Vogelweide ankommen lässt, dessen Lieder ich dann vorsinge.

Er träumt davon, mit mir Waller fangen zu gehen, an meinem Fluss. Und dabei gerät er ins Schwärmen über das Angeln mit alten, schweren Ruten. Am frühen Morgen will er das mit mir tun, wenn sich die anderen Menschen noch in ihren Betten zusammenrollen während die Ratten am Flussufer fröhliche Urständ feiern und der Nebel von den Bäumen tropft.

Ich träume davon, ihm mein Land zu zeigen. Das Land, das ich liebe wie kein Zweites und nach dem ich immer Fernweh habe. Ich will ihm meinen Strand zeigen und meine Wellen und meinen Wind, will gemeinsam mit ihm Bilder mit Worten malen, über den schönsten Flecken Erde der Welt.

Wir lesen uns aus Büchern vor, zitieren Gedichte, singen Kanons und erzählen von unserem Alltag.

Ich lache wieder viel. Viel mehr als sonst in der letzten Zeit. Und ich träume wieder viel mehr. Ich schreibe wieder. Ich lebe wieder intensiver.

Manchmal wird er melancholisch.

Er weiß, dass er mich nie lieben wird. Jedenfalls nicht so lieben, wie er sich das Lieben vorstellt. Weil sein Herz besetzt ist, mit der ganz großen, der einzigen, der wahren, der hoffnungslosen Liebe.

Er glaubt das sei mir gegenüber nicht fair. Er will mich nicht verletzen. Weil er mich mag, oder lieb hat, oder als „kleine“ Liebe liebt, oder was auch immer.

Ich, für meinen Teil, genieße einfach nur das kleine Glück, dass dieser Mann in mein Leben trat und mich zum Lachen, zum Singen, zum Tanzen, zum Schreiben und zum Träumen bringt.



© Rhabia 01-2018
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Lieben Dank,
Rhabia,

für das Teilen dieser zauberhaften Geschichte in ebensolchen Worten.

Natürlich muss der Text auch ohne das funktionieren - wichtig war und sind mir Worte zu hören und zu fühlen, die Du mit dieser Erfahrung verbindest.

Ich fühle mich jetzt - nicht nur für die Textarbeit - reicher.

T*herz*M
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
na, dann habe ich wenigstens irgendjemanden bereichert

die Welse jedenfalls, weden froh sein, dass ihnen nicht nachgestellt wird
Des kleinen
Glückes Fluss Ufer, mögen Dir in endlos Zeitenbögen Tiefenlot und Spiegelglanze schenken und dein Herz in deinen eignen Hafen ruhig lenken ...
formloses Mitfreu und Dank für gelungene Reime *dafuer* laf
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
das Flussufer ist um ein Grab reicher...
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.908 Beiträge
Unten am Fluss
Unten am Fluss
der graue Reiher
wohnt im hohen Baum

Unten am Fluss
ein blühend' Meer
es ist das Ufer

Unten am Fluss
auf dunklem Grund
da ruht der Wels

Unten am Fluss
der ein Geheimnis
hüten kann

Unten am Fluss
vergrabe ich
alle Gedanken an dich


Wie versprochen:
Durchgehend jambisches Metron jeweils in Zeile 2 und 3, jedoch absichtlich nicht in der letzten Zeile des Textes.
Dunkle Vokale verstärkt.
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